Belgien im Krieg / Artikel

Kindheit

Verfasser : François Aurore (Institution : UCL)

Mobilisierung der Väter und der Exodus

Der Krieg bringt die Kinder von Anfang an in sehr schwierige Situationen. Zu Beginn des Konflikts ziehen viele Väter in die Schlacht. Einige kehren nicht zurück und Zehntausende wurden für kurze oder lange Zeit gefangen genommen. Und das alles, während die Angst vor den Besatzern und die Erinnerung an den Einmarsch von 1914 viele Familien zur Flucht treibt, ein Exodus.

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Institution : CegeSoma
Urheberrecht : Droits Réservés
Legende des Ursprungs : Vlucht mei 40.

In der Schule und zu Hause war das Umfeld der Kinder durch Krieg und Entbehrungen gestört

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Institution : CegeSoma
Sammlung : Sipho
Urheberrecht : CegeSoma
Legende des Ursprungs : "La C.N.A.A. a donné aujourd'hui une fête de Saint Nicolas à Bruxelles pour les enfants du personnel. De N.L.V.C. gaf vandaag een feest van Sint Niklaas te Brussel voor de kinderen van het personeel. [3/12/1943] [Frei gegeben durch zensur]"

Die Besatzung bedeutete für viele Familien Entbehrungen. Kinder waren davon nicht ausgenommen: Essen, Kleidung und Heizungsbrennstoff, belgischen Familien fehlte es an allem. Im Herbst 1940 riefen die Generalsekretäre den Winterhilfsdienst ins Leben. Damit reagierten sie auf einen Wunsch der Militärverwaltung, die einen Aufstand der hungernden Bevölkerung befürchtete. 

Die anfangs sehr umstrittene Organisation machte Kinder zu einem ihrer größten Nutznießer: Sie verteilte Suppe (für rund 700.000 Kinder), Snacks und Nahrungsergänzungsmittel und organisierte Aufenthalte auf dem Land für die verarmten Kinder in den Städten.

Obwohl öffentliche und private Wohltätigkeitsorganisationen helfen gelingt es nicht, die Schwierigkeiten der Familien einzudämmen. Auch Kinder müssen bald für das familiäre Überleben, legaler oder illegaler Art, mithelfen, z.B.: auf dem Schwarzmarkt und bei Diebstählen.

Der Schulbesuch wird durch Bombenangriffe und Gebäudezerstörung, durch die Beschlagnahme oder Besetzung von Schulen durch (belgische, deutsche, dann alliierte bei der Befreiung) Truppen und auch durch die (nicht sehr erfolgreiche) Lehrplanänderung der Besatzer gestört.

Die antijüdischen Kinderopfer

Infolge der antijüdischen Maßnahmen werden mehrere tausend Kinder in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Zusammen mit den Alten und Behinderten waren sie eine der ersten Gruppen, die getötet wurden. Einige Eltern vertrauten ihre Kinder, mit Unterstützung von Organisationen wie der "Kinderabteilung des Komitees zur Verteidigung der Juden", anderen Familien oder Institutionen an. Obwohl es den Kindern erlaubte, dem Tod zu entkommen, waren jene Erfahrungen für den Rest ihres Lebens nicht weniger traumatisch.

Raymond-Mona-Norbert
Institution : Gekleurd Verleden
Legende des Ursprungs : Non légendée

Der Krieg ist allgegenwärtig

Der Krieg ist überall spürbar und er beeinflusst auch die Fantasie von Kindern. Sie verarbeiten auf ihre eigene Weise die Erfahrungen, mit denen sie direkt konfrontiert werden oder die in Gesprächen mit Erwachsenen angesprochen werden. Die Spiele und Zeichnungen der Kinder, ihre gesammelten Erinnerungen mehrere Jahrzehnte nach dem Konflikt, zeugen von einer Kindheit im Krieg.

Bibliographie

Colignon, Alain. « Secours d’hiver, secours d’Hitler? » Jours de guerre, no 6 (1992): 65‑90.

François, Aurore. Guerres et délinquance juvénile. Un demi-siècle de pratiques judiciaires et institutionnelles envers des mineurs en difficulté (1912-1950). Bruxelles: La Charte, 2011.

Fohn, A. « Secret et traumatisme  : l’expérience des enfants juifs cachés en Belgique ». L’Autre 2, no 11 (2010): 189‑98.

Van Ruyskensvelde, Sarah. Wartime schooling and education policy in the second world war : catholic education, memory ... and the government in occupied Belgium. London: Palgrave Macmillan, 2016.


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25388.jpg Artikel De Wever Bruno
25388.jpg Artikel François Aurore
Pour citer cette page
Kindheit
Verfasser : François Aurore (Institution : UCL)
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