Der Krieg setzte dem kulturellen Leben in Belgien kein Ende, aber er richtet sie neu aus.
Die Kulturverantwortlichen der Besatzungsverwaltung entschieden sich für eine gemäßigte Kulturpolitik: Sie versuchten, die kulturellen Aktivitäten in Belgien an Deutschland anzugleichen, ohne jedoch - anders als die SS-Organisationen - das Land gleichzeitig zu nazifizieren. Da sie einen territorialen Status quo beibehalten wollen, verzichten sie auf eine einseitige Bevorzugung der flämischen Kultur. Sie fördern dabei auch Initiativen, die die germanischen Wurzeln der wallonischen Kultur unterstreichen.
Der Generalsekretär des Bildungsministeriums weigerte sich, an der Kulturpolitik der Besatzer mitzuarbeiten, was die flämischen Nationalisten frustrierte, die die Kriegssituation ausnutzen wollten, um eine spezifisch flämische Kulturpolitik zu entwickeln. Sie versuchen, ihre kulturpolitischen Ambitionen über die provinzialen Kulturdienste zu verwirklichen und schufen dabei einen interprovinziellen Kulturdienst.
Auf französischsprachiger wallonischer Seite ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit im kulturellen Bereich geringer. Aber da die wallonischen Kulturschaffenden den territorialen Status quo nicht in Frage stellen, ist die Zusammenarbeit zwischen der Besatzungsverwaltung und der wallonischen Kulturgemeinschaft doch relativ eng.
Innerhalb solchen politischen Drucks und Vorgaben kann es kaum kulturelle Innovationen geben. Der Bedarf der Bevölkerung an kulturellen Aktivitäten ist jedoch sehr groß und kann vom ausländischen Markt weniger als früher befriedigt werden. Die kulturelle Produktion ist reichhaltig und zeichnet sich vor allem durch ihre Verbundenheit mit der Vergangenheit und den Traditionalismus ihrer Formensprache aus. Es entsteht dabei keine "echte Kultur des Widerstands".
Bibliographie
Beyen, Marnix. “Het Cultuurleven. Een Late Terugkeer Naar de Romantiek.” In België Tijdens de Tweede Wereldoorlog, edited by Mark Van den Wijngaert, Bruno De Wever, and Fabrice Maerten. Antwerpen: Manteau, 2015.
Van de Vijver, Herman. Het Culturele Leven Tijdens de Bezetting. Vol. 8. België Tijdens de Tweede Wereldoorlog. Kapellen: Pelckmans, 1990.
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