18 % der wegen Kollaboration verurteilten Personen in Belgien sind Frauen. Diese Zahl scheint relativ gering zu sein, aber man muss berücksichtigen dass die militärische Kollaboration - verantwortlich für einen großen Teil der Verurteilungen - hauptsächlich Männer betraf.
Sur l'ensemble des personnes condamnées en Belgique pour faits de collaborations, 18 pourcent sont des femmes. Ce chiffre a l’air relativement peu élevé, mais il faut garder à l’esprit que la collaboration militaire, qui a constitué une grande part des condamnations, fut un phénomène essentiellement masculin.
Politisches und kulturelles Engagement
Genau wie Männer wurden auch viele Frauen für ihr politisches und kulturelles Engagement in Organisationen verurteilt die ideologisch der "Neuen Ordnung" anzurechnen sind. Parteien und Organisationen wie Rex, Het Vlaams Nationaal Verbond (VNV) oder DeVlag fördern das Bild der Mutter am Herd und betonen die soziale Rolle der Frau, vor allem im Bereich der Familienhilfe oder der medizinischen Versorgung. Es gibt auch Bewegungen für junge Mädchen, wie die "Dietsche Meisjesscharen", die ihren Mitgliedern parallel zu Outdoor-Aktivitäten die nationalsozialistische Ideologie beibringen, die Freiwilligenarbeit in Deutschland unterstützen oder mit SS-Angehörigen marschieren.
Eindruck der "Verräterin"
Ein Bild, das regelmäßig mit weiblicher Kollaboration in Verbindung gebracht wird, ist das des "Verräters". Es werden tatsächlich mehr Frauen für die Denunzierung verurteilt als Männer. Interessant ist jedoch, dass Frauen in der Regel einmalige und gelegentliche Denunzierungen abgeben, während Männer eher dazu neigen, sie zu einer wiederkehrenden und "professionellen" Tätigkeit zu machen.
Frauen-Armee?
Schließlich wurden einige Frauen auch wegen der "Bewaffnung Belgiens" verurteilt. Die meisten Fälle betreffen die Unterstützung des Besatzers auf logistischer Ebene, im Bereich des Transports oder einfacher Wartungsaufgaben.
Gewaltszenen und "Abscheren"
Am Ende des Krieges wandte sich die Gesellschaft auch gegen jeden, der im Verdacht stand, romantische Beziehungen zu Deutschen oder Kollaborateuren gehabt zu haben. Dies wird als "intime Zusammenarbeit" bezeichnet. Die "Kahlheit" und Gewalt gegen diese Frauen ist das traurige Ventil für den Hass, die Frustration und die Angst, die sich während der Besatzung angestaut haben. Indem sie sich auf physische Gewalt konzentriert, schürt sie den Mythos, dass jede kollaborierende inzivile Frau amoralisch, ausschweifend und gierig ist. Eine Sichtweise, die oft weit von der komplexen Realität entfernt ist, die zur Kollaboration der Frauen führte.
Bibliographie
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