1933 gegründete flämisch-nationalistische Partei. Es ist die wichtigste kollaborierende Organisation in Flandern. Sie wird nach dem Zweiten Weltkrieg als Organisation gegen den Gemeinsinn verboten.
Der VNV wird vom flämisch-nationalistischen Politiker Staf De Clercq gegründet. Inspiriert durch den internationalen Faschismus möchte der VNV ein undemokratisches System errichten und den Staat Belgien verschwinden lassen, um Dietsland – die Vereinigung von Flandern mit den Niederlanden – auf die Karte zu setzen. Ein faschistischer und ein gemäßigter Flügel halten einander im Führungsrat der Partei im Gleichgewicht. Am Vorabend des Krieges verfügt die Partei über 25.000 Mitglieder und ungefähr 185.000 Wähler (12,5 Prozent in Flandern). De Clercq hat bereits vor der Besatzung Kontakte mit den deutschen Geheimdiensten. Er rückt stets mehr in den Mittelpunkt als autoritärer Führer, der eigenwillig Entscheidungen trifft.
Der VNV tritt von Anfang an in der Kollaboration auf und wird der bevorzugte Partner der Besatzungsverwaltung, nachdem die Partei bereit ist, das Dietse Programm auf Eis zu legen und Adolf Hitler als obersten Führer zu akzeptieren. Mit Unterstützung des Besatzers bekleidet der VNV Verwaltungspositionen vom Generalsekretär bis zum Bürgermeister. Seine Mitglieder gehören paramilitärischen Formationen an, die den Besatzer unterstützen. Ab April 1940 rekrutiert der VNV Soldaten für das Dritte Reich, die meistens an der Ostfront eingesetzt werden.
Von Anfang an wird der VNV mit der politischen Konkurrenz einer großdeutschen Bewegung konfrontiert, die von der deutschen SS und auch von Hitler selbst unterstützt wird, als dieser im Juli 1944 den Befehl erteilt, Flandern als Reichsgau zu annektieren. Der VNV hat damit politisch ausgespielt. Der durchschnittliche Flame betrachtet die Partei als deutsches Instrument und VNVer werden immer heftiger vom Widerstand bekämpft.
Führende VNVer werden nach dem Krieg wegen Kollaboration verfolgt. Gewöhnliche Mitglieder verlieren ihre Bürgerrechte. Doch werden viele VNVer erneut in flämisch-nationalistischen Organisationen politisch aktiv. Hendrik Elias, der nach dem Tod von De Clercq am 22. Oktober 1942 Leiter wurde, erhält die Todesstrafe, die schlussendlich in eine lebenslange Strafe umgewandelt wird.
De Wever, Bruno. Greep Naar de Macht: Vlaams-Nationalisme En Nieuwe Orde: Het VNV, 1933-1945. Tielt - Gent: Lannoo - Perspectief, 1994.