Die Veröffentlichung von Kennzahlen und Statistiken der Justiz ist eine Frage der Macht und der Legitimation. Während der Besatzungszeit veröffentlicht die belgische Justiz weiterhin Statistiken über ihre Tätigkeit.
Charakterisierung der Kriegszahlen
Bei der Analyse der Zahlen sollte man den Besatzungskontext berücksichtigen. In der Kriegsstatistik findet man vor allem Reformen, die den belgischen Staat de Facto auslöschen. Der Krieg und die Besatzung beeinflussen gleichzeitig den Inhalt der veröffentlichten Daten (Zerstörung während des Einmarsches, Annexion der Ostkantone, Großagglomerationen, usw.). Außerdem beschränken sich die statistischen Daten auf die Veröffentlichung von Zahlen, die sich auf Verstöße gegen nationales Recht beziehen. Sie machen keinen Unterschied zwischen gewöhnlicher und politischer Kriminalität (Widerstandsbewegungen). Um die repressive Politik während des Krieges zu verstehen, müssen zeitliche und geografische Unterschiede berücksichtigt werden (folgenlose Einstufung, Nichtverfolgung, Verurteilungen).
Le contexte d’Occupation renforce la nécessaire prudence dans l’analyse des chiffres disponibles. Primo, les statistiques de guerre mentionnent des réformes qui participent à l’érosion de l’Etat belge, tout comme l’état de guerre influence la teneur des données publiées (destructions lors de l’invasion, annexion des Cantons de l’Est, grandes agglomérations…). Les volumes statistiques se limitent ensuite à ne publier que les chiffre des infractions commises à l’encontre du droit national. Ils ne distinguent pas criminalité ordinaire et criminalité politique, correspondant à des faits de résistance. Enfin, ces chiffres doivent être nuancés en termes de variations chronologiques, géographiques et de suite données aux affaires pour comprendre les politiques répressives menées durant la guerre (classements sans suite, non-lieux, condamnations).
Allgemeine Tendenzen in der gerichtlichen Tätigkeit im Krieg
Diese Statistiken sind in erster Linie ein Beweis für eine Verschärfung der Strafverfolgung. Die Zahl der Verurteilten pro 100.000 Einwohner stieg von durchschnittlich 595 zwischen 1930 und 1939 auf 886 im Jahr 1942. Drastisch ist der Anstieg bei Frauen und jungen Menschen. Neue Handlungen werden kriminalisiert, andere Handlungen werden weniger toleriert.
Während des Krieges gibt es immer mehr Probleme im Zusammenhang mit dem Besitz. Die Statistik beleuchtet auch alle Handlungen der Institutionen, die im Zusammenhang mit der von den Deutschen unterstützten Politik stehen, insbesondere im Bereich der Lebensmittelversorgung (Kontrolle und Verwaltungsgerichtsbarkeit). Schließlich werden einige Daten (Scheidung, Abtreibung, Jugendkriminalität, Tötungsdelikte) als Hinweis auf die zunehmende "Degeneration" oder "Verrohung" der belgischen Gesellschaft, insbesondere in der zweiten Hälfte des Konflikts, interpretiert.
Bibliographie
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Rousseaux, Xavier. “Guerre(s) et Droit(s) : L’impact Des Deux Guerres Mondiales Sur La Justice Pénale Belge.” In De Rechtsgeschiedenis van de Twintigste Eeuw. The Legal History of the Twentieth Century, edited by Georges Martijn, Dirk Heirbaut, and Rik Opsommer. Bruxelles: Vlaamse Academie van België voor Wetenschappen en Kunsten, 2006.